Intelligente Messsysteme sind eine Verbindung aus einer modernen Messeinrichtung (digitaler Stromzähler) und einem Smart-Meter-Gateway, die künftig vor allem bei Großverbrauchern zum Einsatz kommen sollen. Aktuell wird der Stromverbrauch in der Regel mit einem elektromechanischen Stromzähler, dem so genannten Ferrariszähler, gemessen. Der Zählerstand wird jährlich vor Ort abgelesen. Moderne Messeinrichtungen speichern Stromverbrauchsdaten 24 Monate lang und stellen diese auf einem Display dar. Wird diese moderne Messeinrichtung um eine Kommunikationseinheit – das sogenannte Smart-Meter-Gateway – ergänzt, spricht man von einem intelligenten Messsystem. Das Smart-Meter-Gateway, eine Art Datendrehscheibe, kann die Messwerte verarbeiten, automatisch übermitteln und Zugriffsrechte verwalten.

Mit Rollout bezeichnet man eine groß angelegte Aktion zur Verteilung und die Integration in bestehende Systeme. So geht es beim aktuellen Rollout um die Verbreitung von digitalen Stromzählern und intelligenten Messsystemen in ganz Deutschland.

Sie sind wesentlich für den nächsten Schritt in der Digitalisierung des Stromnetzes und damit ein wichtiger Baustein der Energiewende in Deutschland. Denn bereits 35 Prozent des Stromverbrauches werden in Anlagen erzeugt, die regenerative Ressourcen nutzen. Damit wird die Erzeugung zunehmend dezentral und witterungsabhängig. Es braucht eine feine Abstimmung, um Angebot und Nachfrage an Strom in Einklang zu bringen. Dazu tragen moderne digitale Messeinrichtungen und innovative Kommunikationslösungen bei.

Es werden sogenannte Pflichteinbaufälle in Abhängigkeit vom Jahresverbrauch (bei Verbrauchsanlagen) oder der installierten Leistung (bei Erzeugungsanlagen) definiert.

Letztverbraucher mit einem Jahresstromverbrauch von über 6.000 kWh und Anlagenbetreiber einer EEG- oder KWKG-Anlage mit einer installierten Leistung über 7 kW werden mit einem intelligenten Messsystem ausgestattet.

Letztverbraucher mit einem Verbrauch bis einschließlich 6.000 kWh bzw. Anlagenbetreiber mit einer installierten Leistung von 1 – 7 kW können optional mit einem intelligenten Messsystem ausgestattet werden. Auch wenn die Ausstattung mit einem intelligenten Messsystem nicht vorgesehen ist, müssen alle anderen Anlagen jedoch mindestens mit einer modernen Messeinrichtung ausgestattet werden.

Die Ausstattung aller Anlagen muss bis spätestens 2032 erfolgen.

Die Abbildung zeigt detailliert die Pflichteinbaufälle und den Zeitraum, in dem die Umrüstung erfolgen muss. Quelle: Bundesnetzagentur

Die Stromerzeugung wird mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien dezentraler und volatiler. Dadurch steigen die Anforderungen an den Netzbetrieb sowie die Koordinierung von Stromangebot und -nachfrage. Mit der Einführung der intelligenten Messsysteme verfolgt der Gesetzgeber das Ziel, eine technische Infrastruktur für die Energiewende zu schaffen. Mit Hilfe der neuen Geräte können beispielsweise variable Stromtarife eingeführt werden, die niedrige Preise bei geringer Stromnachfrage während der Nacht und höhere Preise in Zeiten von hoher Stromnachfrage berücksichtigen. Außerdem können dezentrale Stromerzeuger wie Photovoltaik- oder Windenergieanlagen gesteuert werden, um das Stromnetz stabil zu halten. Hierfür ist aber zusätzlich noch eine Steuerbox erforderlich, die die Geräte zu- oder abschalten kann.

Ja, für die in der Grafik dargestellten Verbrauchs- und Erzeugungsgruppen ist der Einbau nach § 29 des Messstellenbetriebsgesetzes (MsbG) verpflichtend.

• Preisblatt Messstellenbetrieb

Der Messstellenbetreiber kümmert sich um Einbau und Wartung der digitalen Zähler und trägt auch die Kosten dafür. Die Kosten für die Ablesung und Datenverarbeitung stellt dieser dem Verbraucher direkt oder über den jeweiligen Energievertrieb in Rechnung. Bisher war das Messentgelt Teil des Grundpreises. Künftig wird es als eigenständiger Posten ausgewiesen. Das dient der Transparenz. Muss der Zählerplatz für den Einbau der digitalen Messeinrichtung umgebaut werden, trägt der Haus- oder Wohnungseigentümer die Kosten.

Das macht die TWS Netz GmbH. Sie sind als grundständiger Messstellenbetreiber bei der Bundesnetzagentur registriert und übernehmen die Verantwortung für den Einbau. Ein Verbraucher hat auch die Möglichkeit einen wettbewerblichen Messstellenbetreiber mit dem Messstellenbetrieb zu beauftragen. Ansonsten übernimmt die TWS Netz GmbH den Messstellenbetrieb automatisch.

Ja, darauf legt der Gesetzgeber großen Wert. Intelligente Messsysteme verfügen über eine Kommunikationseinheit, das Smart Meter-Gateway. Diese übermittelt die Verbrauchsdaten automatisch. Hier gibt es verschiedene bauliche Lösungen, diese müssen aber ein Zertifizierungsverfahren durchlaufen. Hier spielen die Übertragungssicherheit und der Datenschutz eine wichtige Rolle. Erst wenn zertifizierte Gateways auf dem Markt sind, kann der Einbau beginnen.

Intelligente Messsysteme erheben alle 15 Minuten Zählerstandsgänge oder Lastgänge und übermitteln sie an das Smart-Meter-Gateway. Dieses kann die Daten verarbeiten und automatisch an den/die zuständigen Marktpartner übertragen. Für die Stabilität des Stromnetzes ist es entscheidend, dass zeitnahe Informationen zur Stromeinspeisung und zum Strombezug vorliegen. Detailliertere Informationen zum Stromverbrauch innerhalb eines gewöhnlichen Haushalts werden weder ermittelt noch benötigt.

Die Daten werden von den Messstellenbetreibern verwaltet und an den/die zuständigen Marktpartner versendet (bspw. an den Stromlieferanten für die Verbrauchsabrechnung oder an den Verteilnetzbetreiber für die Netznutzungsabrechnung). Im Regelfall sind die Messstellenbetreiber die Verteilnetzbetreiber, die auch heute schon für die Strommessung verantwortlich sind.

Die TWS Netz GmbH informiert die jeweiligen Kunden schriftlich, und zwar mindestens drei Monate vor dem Zählertausch.  Der Einbau intelligenter Messsysteme beginnt, sobald die Smart-Meter-Gateways vom BSI zertifiziert und somit am Markt verfügbar sind. Moderne Messeinrichtungen sind bereits vorhanden und werden aktuell eingebaut/gewechselt.

Welche Anlagen in welcher Reihenfolge umgebaut werden, ist derzeit noch in Planung. Wenn möglich, soll der Umbautermin bei Bestandsanlagen zum Zeitpunkt des eigentlichen Turnuswechsels stattfinden, um zusätzlichen Aufwand für den Kunden zu vermeiden. Bis spätestens zum Jahr 2032 müssen alle Anlagen im Netzgebiet umgebaut sein.

Die Digitalisierung dient allen Verbrauchern. Diese ist eine wichtige Voraussetzung erneuerbare Energien besser zu nutzen. Das ist wichtig für das Gelingen der Energiewende ist. Letztlich sichert Deutschland mit der Digitalisierung die Versorgungssicherheit für zukünftige Generationen ab.

Mit intelligenten Messsystemen können beispielsweise die bisherigen Abschlagszahlungen durch monatliche Stromrechnungen ersetzt werden. Zudem können neue, kundenindividuelle Verträge angeboten werden, welche sich nach dem Verbrauchsverhalten der Kunden richten. In Verbindung mit einer zusätzlichen Steuerbox könnten zudem Stromverbräuche – wie das Laden eines Elektroautos – kostengünstig geplant werden.

Nein, ein bereits verbauter digitaler Zähler darf bis zum Ende seiner Eichgültigkeit betrieben werden, also acht Jahre. Danach wird er durch eine moderne Messeinrichtung oder ein intelligentes Messsystem ersetzt.

Nein. Die moderne Messeinrichtung speichert die Verbrauchsdaten lokal über einen Zeitraum von 24 Monaten. Ausgelesen werden diese wie bisher von einem Ableser vor Ort. Wie die Gateways der intelligenten Messsysteme die Daten außer Haus übermitteln werden, legen wir fest, wenn diese verfügbar sind. Aus heutiger Sicht wird dies hauptsächlich über das Mobilfunknetz erfolgen.

In einigen Pilotprojekten kommen bereits nicht zertifizierte Smart-Meter-Gateways und deren Vorgänger für intelligente Messsysteme zum Einsatz. Die Erfahrungen anderer Länder wie Italien, Schweden, Österreich, den USA und Australien mit intelligenten Zählern können kaum übertragen werden, da in diesen Ländern Geräte eingesetzt werden, die nicht den deutschen Anforderungen an den Funktionsumfang und den Datenschutz entsprechen.